Ich traute meinen Augen kaum, als ich von der Oper zum Hoan-Kiem-See spazierte. Erst erblickte ich ein Paar, dann zwei, dann drei … bis mir auffiel, hier wimmelte es von Hochzeitspaaren, die sich vor der Oper, dem See oder dem schicken Einkaufszentrum fotografieren ließen. Zu jeder Gruppe gehörte neben dem Brautpaar und dem Fotograf, ein Schleppenträger, sowas wie Brautjungfern sowie Assistenten und manchmal Verwandte oder Freunde. Es war köstlich, dem Treiben zuzuschauen. Wo man hinsah, wurden Brautpaare im Akkord abgelichtet. Nach einigen missglückten Kommunikationsversuchen hatte ich den Studenten Tung angesprochen. Dessen Englisch war für mich gut zu verstehen und er erklärte mir das Spektakel:

Es ist Hochzeitssaison in Vietnam und zu jeder ordentlichen Hochzeit gehört ein schönes Hochzeitsalbum. Die Bilder sollen natürlich vor ansprechender Kulisse fotografiert werden und dazu bietet sich die Gegend rund um die Oper an. Die Hochzeitspaare kommen zum Teil von weit her, um die Fotos machen zu lassen. Hochzeitsbuse mit denen die Paare nach Hanoi gebracht werden, stehen rund um die Oper. Zwischen den Fahrzeugen wird gestylt, geschminkt, gegessen und getrunken. Vor allem an Wochenenden kann es sehr voll werden. Meist ist die eigentliche Hochzeit gar nicht an dem Tag, an dem fotografiert wird. Und es ist durchaus üblich, dass sich die Paare für den Fototermin ein Hochzeitskleid ausleihen. Auch wer bisher keinen Fotografen engagiert hat, kann das noch vor Ort machen. Das aber, meint Tung, wäre nicht zu empfehlen. Die besten Fotografen wären ausgebucht und die, die man jetzt auf der Straße bekäm, wären halt nicht die besten und möglicherweise zu teuer. So ein Risiko sollte man für die schönsten Fotos seines Lebens auf keinen Fall eingehen.